Fachtag Traumapädagogik
Verbundleiterin Kerstin Wuthe eröffnete den Tag – ganz im Sinne der christlichen Haltung des CJD – mit einer Besinnung. Darin ging es um das Spiel „ich seh‘ etwas, was du nicht siehst“.
Ein sehr passender Einstieg, denn oft liegt hinter irrationalen und unerwünschten Verhaltensweisen bei Kindern oder Jugendlichen etwas Wertvolles verborgen. Das erläuterte der Erzieher, Sozialarbeiter und Traumapädagoge Jacob Bausum in seinen Vortrag. Menschen, die in der Kinder- und Jugendhilfe arbeiten, sehen sich häufig mit unvermittelten Ausbrüchen und auf den ersten Blick unverständlichen Reaktionen konfrontiert. Bausum zeigte an Bespielen, dass solch störendes Verhalten ein erster Hinweis auf schlummernde Ressourcen des traumatisierten Menschen sein kann. Ein praktisches Beispiel: Ein junger Mann aus einer Wohngruppe für stark verhaltensauffällige Jugendliche, die Jacob Bausum leitete, „quatschte“ immer wieder Fremde geschickt an, um Geld zu „erschnorren“. Natürlich kein erwünschtes Verhalten. Bausum schaute genauer hin: „Ich hab‘ dann mal nachgedacht, den Blickwinkel geändert und musste zugeben, das hätte ich so nicht hinbekommen! Der junge Mann konnte offensichtlich fremde Menschen einschätzen, mit ihnen Gespräche führen und sie für sich einnehmen. Wenn man das als wertvolle Ressource versteht, kann man damit arbeiten und diese Fähigkeiten für positive konnotierte Verhaltensweisen nutzen, die neue Perspektiven eröffnen“, so Bausum. Kinder auf belasteten Familienverhältnissen haben oft ein hohes Maß an sozialer Intelligenz, sie mussten früh lernen, Gefahr zu erkennen, auszuweichen oder zu deeskalieren. Die daraus resultieren Strategien sind leider oft kontraproduktiv für ihre weitere Entwicklung: Man sollte den Kindern oder Jugendleichen signalisieren: Nicht du bist das Problem, sondern das, was du erlebt hast und du hast Fähigkeiten, die du positiv nutzen kannst!
Wer in sozialen oder pädagogischen Berufen arbeitet, ist trotz guter Ausbildung besonders gefährdet, sich „mit den Traumata seiner Klienten zu infizieren.“ Burnout kann die Folge sein. Die Dipl. Sozialpädagogin und Systemische Familientherapeutin und Supervisorin Hedi Freude erläuterte in ihrem Vortrag die wissenschaftlichen Grundlagen von Traumatisierung, und gab Anleitung zur Selbtfürsorge – schon im Vortag immer wieder kombiniert mit praktischen Übungen.
Beide Dozenten boten nach der Mittagspause, die Gelegenheit auch zum Austausch zwischen den Referenten und den über 120 Gästen das Fachtagung, gab, Workshops zur Vertiefung ihrer Themen an.