Gefühle erkennen und sie zu verbalisieren fällt vielen Kindern und Jugendlichen gerade im Schulalltag schwer. Traumatisierten Kindern noch viel schwerer. Doch wie können alle Kinder, unabhängig von ihrem Unterstützungsbedarf, ihre Gefühle ohne Hindernisse erkennen und regulieren?
Naila Gabka hatte die zündende Idee. Die CJD-Mitarbeiterin und Studentin hat im Rahmen ihrer Masterarbeit einen wichtigen Beitrag zur Inklusiven Traumapädagogik geleistet. Sie entwickelte Fähigkeits-Karten in Leichter Sprache und bekam dabei Unterstützung vom Büro für Leichte Sprache des CJD in Erfurt.
Die 24-Jährige studiert im 4. Semester des Master of Education Förder- und Inklusionspädagogik an der Universität Erfurt. Seit über zwei Jahren arbeitet sie neben ihrem Studium als persönliche Assistenz beim CJD in Erfurt. „Die Idee zu diesem Projekt entstand während eines Vortrags zur Traumapädagogik. Hier wurden Skills-Karten vorgestellt, die jedoch bislang nicht in Leichter Sprache verfügbar waren“, berichtet Naila. Eine Idee war geboren!
Inspiriert durch den Vortrag und motiviert durch ihre Arbeitserfahrungen, beschloss Naila, Fähigkeits-Karten in Leichter Sprache zu entwickeln. Diese Karten sollen speziell Kindern und Jugendlichen mit dem Schwerpunkt Lernen ab der Mittelstufe helfen, Emotionen wie Ärger, Selbstzweifel, Lustlosigkeit, Traurigkeit und Einfühlungsvermögen zu erkennen und zu regulieren. Denn das ist ein wichtiger Meilenstein in der persönlichen Entwicklung. Die CJD-Mitarbeiterin ist stolz, denn Sie hat von der Idee bis zur Umsetzung der Karten alles selbst kreiert. Die auf den Karten dargestellten Zeichnungen sind bewusst geschlechtsneutral und ohne spezifische Hautfarben gestaltet, um eine breite Identifikation zu ermöglichen. „Dieser inklusive Ansatz zielt darauf ab, alle Lernenden in einer Klasse zu unterstützen“, verdeutlicht die kreative Studentin. Daher sind die Karten nicht nur für Schüler mit traumatischen Erlebnissen konzipiert, sondern auch allgemein für den Einsatz durch Schüler mit dem Schwerpunkt Lernen geeignet. Die Karten beinhalten Techniken wie Atem- und Achtsamkeitsübungen und sind flexibel an die individuellen Bedürfnisse anpassbar. Eine beigelegte Gefühlsuhr hilft dabei, die passenden Karten schnell zu finden und die Emotionen besser zu verstehen und auszudrücken.
Doch wie kommen die Fähigkeits-Karten im Schulalltag zum Einsatz? Die Einführung der Karten in den Unterricht erfolgt durch eine ausführliche Besprechung, damit die Schüler wissen, wie sie die Karten selbstständig nutzen können. Ist es dann soweit, nutzt das Kind die Gefühlsuhr und zeigt dem Pädagogen schnell an, woher die Emotion kommt. Dann kann es sich unkompliziert gemeinsam oder alleine die farblich zu dem jeweiligen Gefühl zugeordneten Übungen raussuchen. Mal wird unter genauer Anleitung geatmet oder es geht auf eine kleine Traumreise.
Naila freut sich, dass die Fähigkeits-Karten nach monatelanger Recherche und Arbeit veröffentlicht sind. Jetzt wünscht sie sich, dass ihre Karten die Traumapädagogik im inklusiven Setting sichtbar machen. Vielleicht folgt bald der erste Schritt in diese Richtung für die junge Studentin mit der Evaluation der Fähigkeits-Karten im Schulalltag.