„Wir wollen heute in die Zukunft schauen und miteinander ins Gespräch kommen, um die Probleme unserer Zeit miteinander zu lösen“, erklärte Svenja Fokken aus dem Regionalzentrum für demokratische Kultur Mecklenburgische Seenplatte zu Beginn der Veranstaltung. Die Welt sei im Wandel und es gäbe viele Krisen und Probleme, auf die man sich einstellen müsse. Da man an so einem Abend natürlich nicht alle auf einmal anpacken kann, hatte sich das Organisationsteam, bestehend aus Kathrin Nepperschmidt-Holm und ihrem Team, Stefanie Reinart, Cathrin Gäde, Antje Hübner, Samuel von Frommannshausen, Janin Volkstaedt und Thomas Schönhof, für das Thema Fachkräftemangel, insbesondere im Hinblick auf den Generationenwandel, entschieden.
Nach einer kurzen Vorstellung des Verbundes durch Gesamtleiterin Kornelia Hennek und einleitenden Worten des Schirmherrn Thomas Diener, Kreistagspräsident des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte, kam zunächst Prof. Dr. Antje Mörstedt von der Privaten Hochschule Göttingen zu Wort, die zum Thema „Generation Z“ forscht und viel über die Unterschiede zwischen den Generationen im Allgemeinen zu sagen wusste. Dabei plädierte sie vor allem für eins: Das Aufeinander einlassen! Anstatt sich übereinander aufzuregen, sollten die Generationen lieber voneinander lernen.
Bevor man also zum Beispiel behauptete, dass die Generation Z ja sowieso keine Lust habe zu arbeiten, müsse man verstehen, dass diese Generation nach dem Schulabschluss von der schieren Menge an Möglichkeiten erschlagen werde. Woher solle man in diesem Alter so genau wissen, was man will, um sich dann den einen richtigen Studiengang zwischen 12.000 möglichen auszusuchen? Da kann man sich schon mal Zeit nehmen, um zwischen all den Möglichkeiten abzuwägen. Besonders, wo doch heute Eltern viel liberaler und auf Augenhöhe mit ihrem Kind das genaue Abwägen während des „assozialen Jahres“ unterstützen.
Auch das Aufwachsen mit und in den Sozialen Medien beeinflusse die junge Generation, so Prof. Dr. Mörstedt. Seit der Einführung des Like-Buttons auf Facebook hat sich eine Feedbackkultur etabliert, sodass die Jugendlichen gelernt haben, dass auf jede Handlung unmittelbar eine Reaktion folgt. Das erwarten sie auch außerhalb der digitalen Welt. Das verlangt im Umgang mit der jungen Generation ein Umdenken bei den Arbeitgebern. Bewerbungen müssen schnell beantwortet werden und man muss sich deutlich machen, dass ein „Nichts sagen“ in den Augen der jungen Menschen kein Lob mehr darstellt, wie das früher noch der Fall war. Sie erwarten Rückmeldungen zu ihrer Arbeit.
Im Allgemeinen müsse man sich als Arbeitgeber viel mehr um die jungen Menschen kümmern als früher, um sie für das Unternehmern zu gewinnen. Das schließe sowohl das Umwerben als auch die intensive Förderung von individuellen Potentialen ein. Zum einen kann man auf einem Arbeitnehmermarkt, wie wir ihn heute haben, nicht mehr einfach nur warten, bis die Bewerbungen eintrudeln und dann in aller Ruhe auswählen, sondern muss aktiv auf die Suche gehen und sich dabei von anderen Unternehmen positiv abheben. Zum anderen gehen uns ohne intensive Fördermaßnahmen jedes Jahr viele junge Menschen verloren. Von 14.000 Schulabgängern haben nur rum 8.000 die nötigen Voraussetzungen, um direkt auf dem Arbeitsmarkt einzusteigen. Die übrigen 6.000 benötigen ein wenig mehr Aufmerksamkeit und Hilfe, bis sie in die Unternehmen gehen können.
Wie das gehen kann, wurde im Anschluss auf dem Podium deutlich. Heike Hohls-Stannarius, Abteilungsleiterin der Abteilung 2 (zuständig für die Bereiche Wirtschaft, Verwaltung und Berufsvorbereitung) am Regionalen Beruflichen Bildungszentrum Müritz berichtete von einem Wandel, der seit 2008 im pädagogischen Konzept der beruflichen Schule vollzogen wird. In Waren geht man weg von der bloßen Wissensvermittlung und konzentriert sich stattdessen viel mehr auf die individuelle Kompetenzförderung. „Die Jugendlichen haben oft gefragt, wofür sie dies oder jenes für ihren zukünftigen Beruf benötigen“, erzählte Frau Hohls-Stannarius. Dies habe man zum Anlass genommen, mehr in den praktischen Unterricht zu gehen und die Fragen der Schüler ernst zu nehmen. Nun werde viel mehr darauf geschaut, handlungsorientierten Unterricht anzubieten.
In den Betrieben der Fleesensee Holding setzt man auch auf individuelle Förderung, wie Anja Lichtwark, Personalchefin der Holding berichtete. Personalentwicklung sei ein wichtiger Teil ihrer Strategie. Sowohl Fachkräfte als auch Quereinsteiger würden davon profitieren. Das Chancengeben sei in der Fleesensee Holding selbstverständlich und spiegele sich auch in der Zufriedenheit der Mitarbeiter wider. In einer Umfrage benannten diese vor allem die Wertschätzung durch Vorgesetzte als Wohlfühlfaktor. Auf Platz zwei landete das Essen, das vom Arbeitgeber bereitgestellt wird und erst an dritter Stelle kam das Gehalt.
Auch das CJD Nord hat sich auf den Weg gemacht und stellt sich auf vielfältige Weisen den Herausforderungen des heutigen Arbeitsmarktes, wie Kornelia Hennek abschließend erzählte. Ein Anfang war die 2018 getroffenen Entscheidung den Tariflohn einzuführen und damit ein attraktives Gehalt anbieten zu können. Wichtig sind aber auch die regelmäßigen Befragungen aller Mitarbeitenden zu verschiedenen Themen, wie zum Beispiel der psychischen Gesundheit, um anschließend gezielte Maßnahmen ergreifen zu können. Auch die Förderung von Führungskräften und die damit verbundene Stärkung von Teams in den einzelnen Angeboten ist ein wichtiger Faktor. Um auf die Gegebenheiten des Arbeitnehmermarktes zu reagieren, gehen wir auch in der Personalgewinnung neue Wege, beschäftigen einen Recruiter und stellen uns im Marketing breit auf.
Zusammengefasst kann man sagen, dass das Rote Sofa den Podiumsteilnehmern Platz für einen Austausch und vielfältige Anregungen gab und auch den geladenen Gästen und Partnern aus der Region interessante Einblicke geboten hat.
Im Anschluss wurde, wie der Titel der Veranstaltung versprach bei Drinks und einem von der Produktionsschule bereiteten Dinner weiter diskutiert.